Begriffserklärungen:

Wovon sprechen wir?

Um welche Formen der Gewalt geht es in dieser Kampagne? Und was ist mit geschlechtsbezogener, sexualisierter, häuslicher Gewalt konkret gemeint? Das wird hier kurz erklärt.
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Geschlechtsbezogene Gewalt

Geschlechtsbezogene Gewalt ist jede Form von Gewalt, die sich gegen eine Person oder eine Gruppe von Personen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung und/oder ihrer Geschlechtsidentität richtet, oder die Personen eines bestimmten Geschlechts überproportional stark betrifft.

Sie wird auch als «geschlechtsspezifische Gewalt» bezeichnet und für Gewaltformen verwendet, von denen Frauen in besonderem Ausmass betroffen sind. Das zeigt sich vor allem bei sexualisierter und häuslicher Gewalt, die in unserer Gesellschaft weit verbreitet sind. Zur geschlechtsbezogenen Gewalt gehören aber auch Stalking, Frauenhandel, Zwangsheirat, Zwangsabtreibung und Zwangssterilisation sowie weibliche Genitalverstümmelung [1, 2, 6].

Geschlechtsbezogene Gewalt findet überall statt – in Familien und Paarbeziehungen, am Arbeitsplatz, im öffentlichen Raum. Sie hat zunehmend auch eine digitale Dimension, mit teils spezifischen Formen digitaler Gewalt wie Online-Hassrede, Cyberstalking, Verbreitung intimer Bilder ohne Zustimmung etc. [7, 8].

Sexualisierte Gewalt

Sexualisierte Gewalt ist eine Form geschlechtsbezogener Gewalt. Sie bezeichnet Handlungen mit sexuellem Bezug, die ohne Einwilligung der betroffenen Person erfolgen. Wer sexualisierte Gewalt ausübt, demonstriert Macht und Dominanz oder nutzt Abhängigkeiten aus. Das Spektrum sexualisierter Gewalt reicht von unerwünschten, unangebrachten oder abwertenden Äusserungen über aufgedrängte oder erzwungene Handlungen bis hin zu Vergewaltigung. Sexualisierte Gewalt findet auch im digitalen Raum statt, z.B. in Form von sexueller Belästigung in sozialen Medien oder der Verbreitung intimer Bilder ohne Zustimmung. Manche Formen sexualisierter Gewalt sind strafbar und fallen unter den Begriff «sexuelle Gewalt», während andere, wie Catcalling nicht zwingend strafrechtlich verfolgt werden, jedoch die Grenzen von Betroffenen überschreiten [3-5].

Sexuelle Gewalt

Sexuelle Gewalt bezeichnet strafrechtlich relevante Handlungen, die die sexuelle Integrität einer Person verletzen. Diese Formen von Gewalt sind im Sexualstrafrecht geregelt (Art. 187 bis 200 StGB). Dazu gehören u.a. sexuelle Belästigung, Übergriffe und Nötigung, Vergewaltigung, Exhibitionismus, sexuelle Handlungen mit Minderjährigen oder das unbefugte Weiterleiten von nichtöffentlichen sexuellen Inhalten [4, 6].

Häusliche Gewalt

Häusliche Gewalt bezeichnet Gewalt, die innerhalb einer Familie, eines Haushalts oder in einer aktuellen oder aufgelösten Paarbeziehung ausgeübt wird – unabhängig davon, ob eine gemeinsame Wohnsituation besteht oder bestand. Häusliche Gewalt umfasst alle Formen körperlicher, psychischer, sexualisierter und wirtschaftlicher Gewalt und schliesst auch Stalking mit ein. Misshandlung von Kindern oder betreuungs- und pflegebedürftigen Familienmitgliedern sind spezifische Formen häuslicher Gewalt [6].

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Wo gibt es Hilfe und Beratung bei Gewalt?

Für Personen, die von Gewalt betroffen sind, für Personen, die Gewalt mitbekommen, und für Personen, die selbst schon Grenzen verletzt und Gewalt ausgeübt haben oder ihr Verhalten reflektieren wollen, bevor Worte oder Handlungen andere verletzen, gibt es zahlreiche Hilfs- und Beratungsangebote.


Quellen

[1] Council of Europe: What is gender-based violence? Link

[2] Europäisches Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE): geschlechtsbezogene Gewalt (Glossar). Link

[3] Glossar der Kampagne «Bern schaut hin». Link

[4] Bundesamt für Statistik BFS: Sexualisierte Gewalt. Link

[5] Brava – ehemals TERRE DES FEMMES Schweiz (2022). Gewalt an Frauen – feministisch betrachtet. Link

[6] EBG: Informationsblatt A1: Definitionen, Formen und Folgen häuslicher Gewalt. Link

[7] Group of Experts on Action against Violence Against Women and Domestic Violence GREVIO (2021) GREVIO General Recommendation No. 1 on the digital dimension of violence against women. Council of Europe. Link

[8] Prasad (2025, 6. März). Digitale Gewalt im sozialen Nahraum (Online-Beitrag). Bundeszentrale für politische Bildung (bpp). Link